Coburger Tageblatt Sa/So 9./10.Mai 1992

Pantomime Harald Seime im Gymnasium

Die hohe Kunst vom Erzählen ohne Worte

Perfektes Spiel mit Gestik und Mimik

Die große Pose ist Harald Seimes Metier: Der Pantomime führte am Donnerstag abend im Arnold-Gymnasium die Aussagekraft der Körpersprache vor Augen.

Foto: Steinbrecher
NEUSTADT. - Kleinkunst vor kleinem Publikum: Nach dem großen Andrang beim Auftritt der renommierten Kabarettgruppe "Leipziger Pfeffermühle" nahm sich die Zuschauerschar beim Gastspiel des Jenaer Pantomimen Harald Seime am Donnerstag abend im Arnold-Gymnasium recht bescheiden aus. Was aber nichts über die Qualitäten des Mimen aussagt, sondern nur über seinen Bekanntheitsgrad. Seimes Stücke ließen in Zeiten des Dudelradios und des seichten Unterhaltungsfernsehens vergessen, daß man sich auch ohne Worte verständigen kann. Der Kommunikationsprozeß verlief natürlich recht einseitig, denn kaum einer der Zuschauer wäre wohl in der Lage gewesen, mit solch professionellen pantomimischen Gebärden zu kontern. Seimes Körpersprache ist präzise bis in die Haltung des kleinen Fingers und ist doch nur Mittel zum Zweck. Zwar fasziniert die Aussagekraft seiner Mimik und Gestik, doch der Pantomime führt damit gleichzeitig Charakter vor Augen: die eitle, einsame Dame die mit Koketterie ihre Federboa schwingt, der gelangweilte, vor den Gästen katzbuckelnde Kellner, der selbstgefällige Trinker. In all ihrem Narzißmus geht ihnen immer wieder die Kontrolle über die Handlung verloren. Und Seime schafft es, in seine an sich einfachen Darstellungen so viel Spannung zu legen, daß selbst die zahlreichen jüngeren Schülerinnen und Schüler voller Konzentration bei der Sache blieben. Unversehens scheinen die Körperbewegungen Eigendynamik zu entwickeln. Gespannte Aufmerksamkeit erreicht Seime nicht nur durch seine überraschenden Pointen sondern auch durch seine abwechslungsreiche Darstellung. Lockere Spielereien mit Körpersprache und Mimik wechseln mit perfekter Vorführung. Und immer darf man lachen über die großen Gags und über die kleinen am Rande. Beeindruckendes Glanzstück war Seimes pantomimische Wiedergabe eines Orchesters, eines Gebildes also, das gemeinhin durch Musik in Erscheinung tritt. Seime karikiert dagegen das eitle Gehabe des Dirigenten oder die arrogante Pose des Geigers. Daß er durchaus auch mit Worten umzugehen versteht zeigte er beim "Konzert nach der Speisekarte", das auch dem Pianisten Matthias Hessel Gelegenheit gab, sich schauspielerisch auszutoben. Hessel begleitete Seimes Stücke vor allem mit Musik der 20er Jahre und schuf so eine geglückte Verbindung zwischen Körpersprache und Musik.

Kareen Steinbrecher
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Harald Seime
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